2020 feiert das Interuniversitäre Kolleg sein 20-jähriges Bestehen. Gegründet zur Jahrtausendwende, erweitert in einem EU-Projekt, Forschungs- und Fortbildungsstätte für Staff und zahlreiche Studierende, hat es in seinen Studienprogrammen und Publikationen vielfältige Anregung gegeben, Altes neu zu überdenken, Bekanntes zu überprüfen, Unbekanntes zu entdecken, Unverbundenes zu vernetzen und Fremdes zu integrieren.
Als besonders fruchtbares Übungsfeld erwies sich dabei zunächst die Arbeit zu Naturheilverfahren, die andernorts als „Schmuddelkind“ oft gar nicht zur Erforschung zugelassen wurden. Dazu kam Praxisforschung zu weiteren Medizin-ergänzenden Verfahren wie Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie, im Laufe der Jahre mehr und mehr mit Fokus auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.
Parallel dazu gab es seit der Gründung des Kollegs den tiefenpsychologischen Hintergrund, wobei Beziehungsgestaltung auch als Element der oben genannten Therapieformen – auch mit Blick auf die Gesundheit von Therapeuten und Therapeutinnen – angesehen und evaluiert wurde. Auch hier ergab sich – naheliegenderweise – ein Schwerpunkt in Bezug auf Kinder und Jugendliche.
Dieser Bereich des „Child Development“ wurde besonders im zweiten Jahrzehnt durch Studienprogramme und Forschung zu Pädagogik, zu Erziehungs- und Bildungswissenschaften erweitert.
Sozusagen ergänzend dazu ergaben sich Aktivitäten und Studien zu pflegenden Angehörigen, die, wenn sie ihre Eltern betreuen, oft ihrerseits wieder Themen aus der Kinderzeit zu bearbeiten haben.
Forschungstechnisch spannt sich der Bogen der vergangenen 20 Jahre von quantitativen Untersuchungen über mixed-methods und qualitativen Studien bis hin zu Anwendungsbeobachtungen und Einzelfallstudien. Dabei hat sich sowohl der Staff um neue Kolleginnen und Kollegen erweitert, als auch um neue Qualifikationen der Gründungsmitglieder im Sinne eigenen lebenslangen Lernens.
In den vergangenen beiden Jahren ist aber auch der ehemalige Medizinische Leiter des Kollegs, Heinz Spranger, verstorben, und hat sich der ehemalige Tiefenpsychologische Leiter Paul Paß, in den Ruhestand begeben – zwei Menschen der ersten Stunden.
Auf ein erstes Jahrzehnt als Institution, die selbstständig Studienprogramme „universitären Charakters“ durchführen und österreichische akademische Grade vergeben konnte, ist mittlerweile ein weiteres Jahrzehnt in enger Kooperation mit ausländischen Universitäten gefolgt. Zusätzliche Regularien haben während dieser Zeit einerseits zu Qualitätsförderung, andererseits aber auch zu Ressourcenverschiebungen geführt, die der freien Lehre und Forschung nicht immer nur zuträglich sind.
Zu Beginn des dritten Jahrzehnts sehen wir der Zukunft optimistisch entgegen und sind gespannt, was sie für das Kolleg bringen mag.